Der Klimawandel ist in aller Munde. Überlegungen, wie man Treibhausgasemissionen einsparen könnte, machen daher auch vor dem Thema Fliegen nicht Halt. Denn das Flugzeug zählt zu den besonders CO2-intensiven Verkehrsmitteln. Immer mehr Initiativen bieten daher sogenannte CO2-Kompensationen an. Dabei versucht man, den eigenen CO2-Ausstoß durch klimafreundliche Investitionen wieder auszugleichen.
CO2-Kompensation: Was ist das?
Fliegen verbindet uns zwar bequem mit weit entfernten Orten, hat aber auch eine Kehrseite. Denn Flugreisen gelten als echte Klimasünden, vergrößern sie den ökologischen Fußabdruck doch massiv. Der Klimawandel wird dadurch weiter angeheizt und führt allen voran auf südlichen Erdhalbkugel zu folgenreichen Schäden wie etwa Wasserknappheit.
Die Idee hinter der CO2-Kompensation ist es, die Folgen des eigenen CO2-Ausstoßes wieder gut zu machen. Dafür berechnet man zunächst die Menge an CO2, die beim betreffenden Flug anfällt und versucht dann Klimaschutzprojekte zu unterstützen, die genau diese Menge an CO2 kompensieren, also ausgleichen.
Einige Fluglinien arbeiten mit solchen Klimaschutzprojekten zusammen und bieten eine CO2-Kompensation bei der Ticketbuchung gleich mit an.
CO2-Ausstoß berechnen: So geht’s
Möchte man trotz bevorstehendem Flug das eigene Verhalten klimafreundlicher gestalten, kann eine CO2-Kompensation, oder auf Englisch CO2-Offset, die richtige Wahl sein. Dafür muss man zuerst wissen, wie viel CO2 die nächste Reise verursacht. Im Internet gibt es einige Onlinerechner, mit denen Sie die von Ihnen verursachten Emissionen durch ihren nächsten Flug einfach und schnell berechnen können.
Geben Sie für die Berechnung Ihre Reiseroute und ihre Buchungsklasse ein und erhalten Sie eine Übersicht über den Treibhausgasverbrauch. In den meisten Fällen handelt es sich bei den entsprechenden Websites um Anbieter von CO2-Kompensationen, so etwa bei myclimate.org oder bei Atmosfair.
Qualitätsstandards bei CO2-Kompensationen
Bei der Auswahl Ihres Anbieters können Sie schnell einmal den Überblick verlieren. Zu divers sind die verschiedenen Projekte und die Klimawirkung derselben ist oft schwer abschätzbar.
Um eine fundierte Entscheidung treffen zu können, ist es deshalb ratsam, auf die wichtigsten Qualitätsstandards zu achten. So können Sie sichergehen, dass Ihr bevorzugtes Projekt auch den nötigen Unterschied im Kampf gegen die Klimakrise macht.
Auf der Website des deutschen Umweltbundesamtes können Sie sich über die gängigsten Qualitätsstandards informieren. Die mit solchen Standards ausgestatteten Klimaschutzorganisationen müssen bestimmte Mindestanforderungen einhalten und werden regelmäßig geprüft.
Das Umweltbundesamt weist die folgenden Standards als besonders relevant aus:
Gold Standard
Der Gold Standard wurde von Klimaschutzorganisationen, allen voran dem WWF, gegründet und schließt neben Klimawirkung auch soziale Aspekte ein. So werden Ihre Kompensationszahlungen nicht zulasten der Bevölkerung in den betreffenden Ländern eingesetzt.
Verified Carbon Standard
Der Verified Carbon Standard – kurz VCS – spielt besonders bei freiwilliger CO2-Kompensation eine große Rolle. Im weltweiten Markt setzte er noch 2015 über die Hälfte aller freiwilligen Kompensationstransaktionen um. Besonders im Bereich Aufforstung und Schutz der Wälder nimmt er eine führende Stellung ein, unterstützt aber auch andere Maßnahmen wie zum Beispiel die Bewässerung von Mooren und den Ausbau von erneuerbaren Energien.
Clean Development Mechanism
Beim Clean Development Mechanism, auch kurz CDM genannt, werden Organisationen die Reduktion von Emissionen gutgeschrieben. Das Gütesiegel der Vereinten Nationen (UN) kann auch von staatlichen Organisationen gekauft werden, die damit Klimaschutzprojekte unterstützen. So können Treibhausgase erfolgreich verringert werden.
CO2-Kompensation: Anbieter im Vergleich
Schön klingende Projekte sind nicht immer das, was sie versprechen. Wollen Sie mit Ihrer Kompensation zu echtem Klimaschutz beitragen, lohnt es sich daher, die Kompensationsdienstleister genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn die unterschiedlichen Klimaprojekte unterscheiden sich nicht nur dem Inhalt nach, sondern auch in der Qualität. Schließlich wollen Sie mit Ihrer Spende ja tatsächlich etwas bewegen.
Die Stiftung Warentest hat einigen Anbietern genauer auf die Finger gesehen und deren CO2-Kompensationen vor allem nach Projektart und Qualitätssiegel bewertet. FairPlane hat die Studie der Warentester für Sie im Anschluss zusammengefasst. Die Bewertung erfolgt nach dem Schulnotensystem (1 = Sehr gut, 5 = Nicht genügend).
Klima Kollekte
Dieser kirchliche Kompensationsfonds hat seinen Sitz in Berlin und ist vor allem im Großraum Indien aktiv. Mittels Biogas oder energiesparenden Kochmöglichkeiten soll dort kostengünstig CO2 eingespart werden. Weitere Projekte in Afrika helfen ebenso dabei, das CO2 Ihrer Flüge auszugleichen. Ihre Kompensationszahlung für die nächste Flugreise ist hier in sicheren Händen und unterstützt nebenbei die Entwicklung ärmerer Regionen.
Stiftung Warentest-Bewertung: Gut (1,7)
Besonders die Qualität der Kompensation wird von den Warentestern hervorgehoben.
Atmosfair
Die ebenfalls in der deutschen Hauptstadt ansässige Organisation Atmosfair ist auch bei der jüngsten Qualitätsprüfung 2022 wieder Ihr bester Partner bei der CO2-Kompensation. Hier wird Ihr Beitrag nur für Projekte mit dem erlesensten Qualitätsstandard, dem Gold Standard, eingesetzt. Außerdem lassen sich keine Inlandsflüge kompensieren – ein Pluspunkt, da solche Flüge am vermeidbarsten sind. Gar nicht zu fliegen ist für glaubwürdige Klimaschutzprojekte immer noch besser als das verursachte CO2 nachträglich zu kompensieren.
Atmosfair kann seinen Testsieg damit wiederholen. Die Berliner erreichen in allen Prüfungskategorien die maximale Punkteanzahl.
Wollen Sie die klimaschädlichen Auswirkungen Ihres nächsten Fluges besonders reduzieren, können Sie beim klimafreundlichen Reisebüro Fairweg eine nachhaltige Unterkunft an Ihrem nächsten Reiseziel buchen. So halten Sie die Emissionen Ihres bevorstehenden Flugs besonders gering. Fairweg ist ein Partner von Atmosfair.
Stiftung Warentest-Bewertung: Sehr gut (0,5)
Myclimate Deutschland
Dieser Anbieter mit Sitz in der Schweiz kann die Stiftung Warentest nicht überzeugen. Zwar funktioniert die interne Kontrolle, die finanzierten Projekte verfügen aber oftmals nicht über die besten Qualitätssiegel.
Stiftung Warentest-Bewertung: Ausreichend (4,0)
ClimateAustria
Diese österreichische Organisation hat sich ebenfalls der CO2-Kompensation verschrieben. Ihre Angebote sind divers und erstrecken sich mittels unterschiedlicher Projektformen über weite Teile der Erde von Mexiko bis Taiwan. Besonderes Augenmerk wird auf Energieeffizienz und erneuerbare Energie gelegt. Internationale Projekte sind laut Eigenangabe mit dem Gold Standard oder dem VCS zertifiziert.
ClimateAustria kooperiert mit den Fluglinien Austrian Airlines und Lufthansa. Mit einem Klick können Sie einfach im Rahmen Ihres Buchungsprozesses die entsprechende CO2-Kompensation mitbuchen.
EcoAct
Buchen Sie einen Inlandsflug in Frankreich bei der AirFrance werden die dadurch verursachten Emissionen nach Darstellung der französischen Airline seit 2019 zu 100 Prozent kompensiert. In Zusammenarbeit mit dem CO2-Kompensationsanbieter EcoAct, dessen Initiativen Qualitätsstandards wie dem VCS oder dem Gold Standard unterliegen, werden Reisen im französischen Inland damit weitgehend klimaneutral.
Flug kompensieren: Welche Projekte unterstützen die Anbieter?
Die kompensierenden Klimaschutzprojekte versuchen auf verschiedene Art und Weise, die Atmosphäre vor weiteren Treibhausgasen zu bewahren. Dabei gelten manche Projekte als effizienter als andere.
Im Anschluss bekommen Sie eine kurze Übersicht über die gängigsten Projektformen.
- Aufforstung: Einige Kompensationsdienstleister führen Waldaufforstungsprojekte oder Walschutzinitiativen in ihrem Portfolio. Dabei wird versucht, großflächig Bäume anzupflanzen oder bestehende Regenwaldflächen durch Erwerb der betreffenden Grundstücke zu schützen. Weil Bäume massiv CO2 binden, sind Wälder für das Weltklima von besonderer Bedeutung.
- Moderne Koch- und Heizmöglichkeiten: Eine beliebte Möglichkeit, CO2-Emissionen zu reduzieren ist es, ineffiziente Koch- und Feuerstellen im globalen Süden durch hochwertigere Öfen zu ersetzen. So verbrauchen zum Beispiel Kommunen in Afrika deutlich weniger Holz. Dadurch erreicht man gleich zwei Ziele: Die Abholzung der Wälder wird verlangsamt und die Heizmethoden in ärmeren Ländern werden effizienter. Dadurch werden weniger Schadstoffe freigesetzt und eine positive Klimawirkung erreicht.
- Erneuerbare Energieträger: Einige Anbieter wollen Ihren Flug kompensieren, indem sie die Spenden in den Ausbau von erneuerbaren Energieformen stecken. Ob Wind-, Wasser- oder Solarenergie, die Möglichkeiten sind vielfältig. Viele dieser Projekte finden in ärmeren Ländern statt, da die Kosten dort geringer sind und die Wirkung oft umso größer.
- CO2-Zertifikate: Eine weitere Strategie bei der CO2-Kompensation besteht darin, am europäischen Markt CO2-Zertifikate zu kaufen und nicht zu nutzen.Weil Unternehmen in Europa für die Emission von schädlichen Gasen solche Zertifikate benötigen und die insgesamt verfügbare Menge an Zertifikaten beschränkt ist, reduziert man dadurch die maximal mögliche Menge an CO2-Emissionen.
- Moore: Hilfreich für den Klimaschutz ist auch die Revitalisierung von Mooren. Da diese oft vom Austrocknen bedroht sind, kann eine Bewässerung der Moore helfen, das CO2 in der Atmosphäre zu verringern. Denn Moore binden eine große Menge CO2, das dann nicht mehr frei in der Atmosphäre umherschwebt.
Kompensation regt nicht dazu an, Emissionen zu vermeiden
Trotz gutem Willen, muss das Konzept der CO2-Kompensation auch gehörig Kritik einstecken. Denn der CO2-Ausgleich steht immer wieder im Verdacht, eine moderne Form des Ablasshandels zu sein. Das Schuldgefühl, dem Weltklima geschadet zu haben, wird einfach mittels eines kleinen finanziellen Beitrags unterdrückt, so der Vorwurf.
Und das ist noch nicht alles. Denn durch die CO2-Kompensation würden Reisende nicht dazu angeregt, weniger zu fliegen. Gerade das wäre aber für den Klimaschutz am wichtigsten, so die landläufige Expertenmeinung.
Auch die meisten Anbieter von CO-Kompensation regen deshalb dazu an, wenn möglich ganz auf das Flugzeug zu verzichten.
Vermeiden, reduzieren und erst dann kompensieren
Eines der wichtigsten Prinzipien für seriöse Klimaschutzprojekte ist es, den Flugverkehr insgesamt einzudämmen. Jeder mit Zertifikat versehene CO2-Ausgleich kann noch so gut umgesetzt sein – besser als Kompensation ist immer zuerst, Treibhausgase mit seinem Verhalten entweder gänzlich zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren.
FAQs
CO 2 gehört zu den schädlichen Treibhausgasen und trägt massiv zur Erderwärmung bei. Besonderen Anteil an der hohen Konzentration an Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre hat der Flugverkehr, dessen Beitrag auf bis zu 8 Prozent geschätzt wird.
Bei der auch CO2-Ausgleich genannten Spende geben Sie bei der Buchung eines Fluges etwas mehr Geld aus, um die klimaschädlichen Auswirkungen des Treibstoffverbrauchs zu reduzieren. Damit unterstützen Sie Klimaschutzprojekte vor allem in ärmeren Teilen der Welt.
Die Anbieter von CO2-Kompensationen engagieren sich vor allem in den Bereichen Energieeffizienz, Wald- und Moorschutz und dem Ausbau erneuerbarer Energien. Die meisten Projekte finden in Afrika und Asien statt.
Wollen Sie die CO-Emissionen Ihres nächsten Urlaubs reduzieren, sollten Sie auch auf die Qualität der gebuchten CO2-Kompensation achten. Nicht alle Anbieter verfügen über die besten Zertifikate wie den VCS, den CDM oder den Gold Standard.